Schattentheater in Deutschland

Die Kunst des Schattenspiels in Deutschland

Italien war das Eingangstor der aus Asien kommenden neuen Kunstgattung. Das Schattenspiel führte eine Art von Siegeszug durch Europa und wurde unterstützt durch den allgemeinen Bildungshunger und das Suchen nach Abbildungen und bildlichen Darstellungen.

02Schattenbilder03

Die Schulpflicht unterstützte die Bekanntmachung der zeitgenössischen Literatur und so wurde das Papier- und Kinder-theater und das Schattenspiel interessant gegen die häusliche Langeweile. Zahlreiche Verlagsanstalten brachten eine Flut von Ausschneidebögen heraus. Im Rokoko und Biedermeier war eine Schattenspielvorstellung ein gesellschaftliches Ereignis.

IMG_20150828_0005

Wer auf die Idee gekommen ist, Personen als Schattenfiguren zum Einsatz zu bringen, ist unbekannt. Jedenfalls wurde diese Art Schattentheater im Goethekreis in Tietfurt bei Weimar gepflegt. In Hamburg zeigte Chiarini aus Italien orientalische Schat-tenspielpantominen. In Augsburg war um 1718 die Zauberlaterne und in München wurde Anfang 1900 die Schwabinger Schattenspiele gegründet.

03Schattentheater

Nach dem ersten Weltkrieg versuchten die Jugendbewegung und der Bühnenvolksbund das im Niedergang begriffene Schattenspiel neu zu beleben. Es gab viele Pioniere, die das Schattentheater wieder belebten und hier auf diesem Blog aufgezählt werden.

Schattenspiele

Literatur:

Alois Raab, Das Europäische Schattenspiel, Verlag Ludwig Auer Donauwörth 1970

Die Bilder stammen alle aus meinem Privatbesitz

       

Werbung

Bilder zum Schattentheater um 1900

  Schattenspiel05  Schattenspiel03  Schattenspiel02

„Neuen Schattenbühne“ in Breslau X, Festspielhaus Lehmdamm. Leider habe ich im Internet zu dieser Bühne nichts gefunden. Vielleicht können Sie mir helfen und mir nähere Informationen mailen.


Überbrettl
gegründet von den Dichter Ernst v. Wolzogen 1901 im Berliner Alexanderplatz-Theater, dann in einem eignen Theater in der Köpenicker Straße. Nach dem Muster der französischen Cabarets betriebene literarische Abart des Variétés, die durch bunte, abwechselungsreiche Darbietungen von kurzen dramatischen Stücken, Gesangsvorträgen, Deklamationen, Tanzstücken, Pantomimen, Schattentheater etc. das Wesen der landläufigen Varietébühnen künstlerisch veredeln wollte. Ernst v. Wolzhagen hatte mit Christian Morgenstern Kontakt aufgenommen. Der Baron schrieb dem Dichter „Von Ihren Galgenliedern scheint mir auch vieles für mich geeignet und ich gedenke die Sachen durch Schattenspiele illustriert und durch eine raffiniert schaurige Scene zu grotesker Wirkung zu bringen“

Überbrettl, Berlin 1901

Schwabinger Schattenspiele               04Plakat Kopie
unter der Leitung des A. von Bernus (1880-1965) stehende Bühne trat 1907 in München erstmalig in Erscheinung. 1908 Bau eines Theaters in München unter  Architekt Prof. Fritz Klee. Bernus künstlerisches Ziel der Schattenspiele war: Durch Verbindung der Dichtung mit der reinen Schwarz-Weißkunst eine neue Kunstform zu schaffen. Die Figuren hierzu schnitten Dora Polster Brandenburg, Rolf von  Hoerschelmann, Emil Praetorius, Karl Thylmann und Ernst Moritz Engert. Die 1907 in München gegründeten „Schwabinger Schattenspiele“ wurde nach dem Umzug von Alexander von Bernus ins Stift Neuburg noch zwei Jahre weiterbetrieben.

Künstlerischen Figurenbühne München    
Ernst Moritz Engert (1892-1986) konnte sich jedoch 1917 mit der „Künstlerischen Figurenbühne München“, einer von Soldaten eingerichteten Bühne, wieder dem Schattenspiel widmen und Figuren zu Klabunds „Der Wüstling“ und C. M. von Webers „Abu Hassan“ und H. Sachs Lustspiel „Der Mann mit den Teufeln im Leib“ schaffen.

06Engert München02
Die Werkstatt der Künstlerischen Figurenbühne in München, ca 1918 v.r.n.l.: E.M.Engert, Walter Braunfels, unbekannt, Adolf Lentner (stehend)

Puppenspiele Leipziger Jugendfreunde 
Otto Link (1888-1959) beschäftigte sich seit 1924 mit dem Puppenspiel,  besonders aber stand im Vordergrund das Schattenspiel. Gemeinsam mit Carl Teumer (1895-1952) leitete er die „Puppenspiele Leipziger Jugendfreunde“, bei der beide ihre Inszenierungen einbrachten. Um 1930 endete die Bühnengemeinschaft.

07Tintner-Dogge mit Mädchen01
„Das Feuerzeug“ v. H.C.Andersen als Schattenspiel von E.Tintner

Bilder zum Schattentheater bis 1960

11Radebeul01
Ein Werbeblatt für das Künstler-Schattentheater Radebeul

Künstler-Schattentheater Radebeul 
Unter Leitung von Paul Bongers (1892-1978) bestand es zwischen 1948 und 1967. Es war über lange Zeit die einzige professionelle Schattenbühne der DDR.


Blochmann Annemarie         13Blochmann02

Kleine Weimarer Schattenspielbühne
Annemarie Blochmann (1902-1958) hat dort von 1946-1951 den „Flötenspieler“ aufgeführt



12Bührmann
Die Figur stammte aus der Provinz Szetch´uan in der Zeit des Kaiser Kien Lung.

SAN MEI PAN YING HSI“     
(Drei-Pflaumenblüten-Gesellschaft)
Die Leitung hatte Dr. Max Bührmann (1904-1976). Die Figuren stammten aus der Provinz Szetch´uan aus der Zeit des Kaiser Kien Lung. Nach dem zweiten  Weltkrieg ist das Bührmann Ensemble wiederholt im In- und Ausland auf Tournee gegangen. Nach dem Tod von Max Bührmann wurde die Bühne von Hans Joachim Kemper in Lüdenscheid weitergeführt



14Gay

die Schatten
Der Schriftsteller Fritz Gay (1907-1969) gründete 1957 die Bühne „die schatten“, die etwa bis 1965 bestand.


15Krämer             S.31-03

Schattentheater von Prof. Otto Kraemer, Karlsruhe
Otto Kraemer (1900-1986) hat die  Figuren aus Sperrholz ausgeschnitten.
Sie sind einzigartig, überaus filigran gestaltet und mit einer komplizierten, ausgeklügelten Technik versehen.
Besondere Bekanntheit innerhalb der Hochschule erlangte Kraemer durch seine humoristischen Rosenmontagsvorlesungen und Theaterstücke.


   16Reidelbach HedeSchattentheater Hede Reidelbach, Heidelberg     
Hede Reidelbach (1887-1973)
1933 Beginn der Schattenspielarbeit


17Cordes Margarethe-Schattenfiguren

Cordes Margarethe (1919-2011) 

Initiatorin der Hamburger Schattenspielertreffen

Literatur:
– Renè Straßer „Das Literarische Schattenspiel“ Rorschacher Neujahrsblatt 1983
– Alois Raab „Das europäische Schattenspiel“ Verlag Ludwig Auer, Donauwörth, 1970
– „Licht und Schatten“ Scherenschnitt und Schattenspiel im zwanzigsten Jahrhundert,
Aussstellung im Münchner Stadtmuseum 15.10.1982-09.01.1983
– „Das Schattenspiel für bewegliche Figuren“, Margarethe Cordes, Deutscher Theaterverlag Weinheim